Donnerstag, 30. Dezember 2004
koyak, 00:59h
Bons Balls live - der unzensierte Bericht "A rollin Rock, electric shock" - zum 100. male las ich die Textzeilen von "Hard as a rock" als ich unterwegs nach Würzburg im ICE saß. Auf meinem iPod hämmerten dazu die Stücke die ich auf einer "Bons Balls" getauften Playlist immer wieder spielen liess. Mein letzter Gig mit Würzburgs wohl bekanntester AC/DC-Coverband lag schon 3 Jahre zurück, da musste ich den ein oder anderen Text schonmal wieder auffrischen. Die Klassiker wie "Bad Boy Boogie" oder "Let there be rock" musste ich nicht mehr lernen. Als 15jähriger hab ich soviel AC/DC gehört, dass ich das Zeug besser runterbeten konnte als meine eigenen Texte. Aber die neuen Songs von den letzten Paar Alben waren mir nicht so geläufig. Ich war mächtig nervös vor der ersten Probe. Werde ich das brutal hohe Brian-Johnson Gekreische noch hinbekommen? Kann ich die Bon Scott Stücke? 2 Stunden später gab ich die Antwort über die kleine Gesangsanlage in dem Bahngebäude zwischen Zell und Veitshöchheim, wo ich schon früher mit Alien Waterkiss, den Moondogs und Deisdl Beils geprobt habe. Ich stand zwischen zwei Marshall Türmen, die so laut waren dass einem die Hosenbeine flatterten. Auf den anderen 5 quadratmetern stand das Schlagzeug des für mich neuen Drummers Jens, der gleich einen harten und herrlichen 4/4 für "Hard as a rock" einstimmte. Dann mein Einsatz - und Erleichterung: ich krächzte wie Brian in seinen guten Tagen! Auch die hohen Stellen wie in "Hells Bells" funktionierten. Der Rest der Band schien auch erfreut gewesen zu sein mich wieder an Bord zu haben. Die Probe war schnell erledigt. Wir spielten das Programm nur einmal runter. Die Band spielte in der neuen Besetzung sehr exakt und routiniert, also war ich begeistert und guter Dinge für den bevorstehenden Gig. Der neue Mann, der den Angus geben muss hiess Timm. Gefiel mir sehr gut, denn er spielte die Soli wie es sein muss - samt allen markanten Stellen, so dass man innerlich mitsingen kann und genau weiss wann das Ding vorbei ist und der eigene Einsatz wieder kommt. Zwei Tage später war es dann soweit. Es war der erste Weihnachtsfeiertag und der Tag des Auftritts. Gegen 19:00 machten wir Soundcheck. Ich liess mit weiser Vorausahnung mir den Gesang einen Schuss lauter auf den Monitoren einstellen, als ich ihn brauchte - denn erfahrungsgemäß dreht jeder Gitarrist beim Gig seine Klampfe noch ein wenig lauter (ich weiss dass denn ich bin ja auch oft Gitarrist.. aber nicht weitersagen!) Der Gelackmeierte ist dann der Sänger der sich irgendwann nicht mehr laut genug hört und sich stimmlich überanstrengt. Bei extremen Gesang wie AC/DC wäre das tödlich und man wäre nach 3 Songs fertig mit den Kräften. Mein Trick hat sich bezahlt gemacht, denn so hatte ich etwas Reserven beim späteren Live-gig und konnte entspannt durchsingen. Nach dem Soundcheck begann wieder das von mir so gehasste Rumgehänge vorm Gig. Stunden die sich ziehen wie Kaugummi, mit Lampenfieber, Langeweile und Bla Bla. Stunden in denen ich mich jedesmal wieder frage warum ich das eigentlich mache und nicht einfach paar Bier trinke wie alle anderen? Zum Glück war mein alter Kumpel Zoltan da - ein wandelndes Film-, Geschichts- und Musiklexikon, mit dem solche Stunden dann gut über die Bühne gehen. Der Rockpalast füllte sich zu meiner Freude langsam und hörte gar nicht mehr auf sich zu füllen. Irgendwann war er so voll, dass man sich kaum noch frei bewegen konnte. Dann war Winston da, den ich als Stage-Fotograf engagiert hatte. Irgendwann lief mir Bassist KarlKnapp mit leicht panischen Gesichtsausdruck entgegen: "Wo hängst Du rum??! Wir stehen schon alle auf der Bühne!" Ups, Watt, Bühne?!!... alles klar und schwupp war ich oben. Das ersparte mir die lästigen letzten 10 Minuten in denen man weiss das es gleich losgeht. Der Sprung ins kalte Wasser machte es einfach und ich fühlte mich bei den ersten beiden Songs gleich pudelwohl und stimmlich bestens. Wie vom Reibeisen tönten die ersten Zeilen von "Hard as a Rock" aus den Monitorboxen, ohne dass ich mich sonderlich anstrengen musste. Ich hatte mir noch ein original Brian Johnson Outfit, eine Mütze und ein schwarzes T-shirt besorgt. Jenny verbesserte es noch durch ein Weihnachtsgeschenk: Sie hatte in einem Military Laden ein Tanktop in Schwarz gefunden, dass noch besser dem Outfit des Vorbilds entsprach. Nach den ersten Songs meine Ansage "Endlich wieder Weihnachten, endlich wieder Rockpalast und endlich wieder BonsBalls!" Das sahen die Leute auch so und von Anfang an herrschte Stimmung wie bei einem richtig grossen Konzert. Riss ich die Arme hoch, gingen sie bei allen Hoch. Chöre wurden mitgesungen, Solos mit der Luftgitarre mitgespielt - herrlich! Lediglich der Bühnensound machte mir manchmal Sorgen. Bei ein, zwei Songs klang irgendwas nicht ganz aus einem Guss, aber ich konnte mir nicht erklären was es genau war. Am schlimmsten fiel es bei "Touch too much" aus - irgendwie war da der Wurm drin. Ich sang das Ding einfach durch und liess mir nichts anmerken, wunderte mich aber. Als ich hinten dann schimpfende Bandkollegen sah, wusste ich zumindest dass ich weder bekloppt noch besoffen war. Showhöhepunkt war wieder mal der Angus-Strip in "Bad Boy Boogie", der diesmal von einem Bad in der Menge auf den Schultern von Chef-Security und Roadie Zoooltan gekrönt wurde. Die Zugabenrunde mit "Hells Bells" "Higway to hell" und "For those about to rock" war ein Triumphzug mit einer Bombenstimmung. Der Rockpalast kochte als wir die Bühne verliessen. Ich war überglücklich - doch dann merkte ich dass auch ein paar meiner Bandkollegen kochten. In der Garderobe gab es noch reichlich Ärger wegen der Geschichte in "Touch too much" - auch wenn eigentlich keiner wusste was eigentlich schiefgelaufen ist. Mir wars eigentlich wurscht, deswegen flüchtete ich erstmal bis sich die dicke Luft wieder verzogen hat. Meist ist es auch quatsch sich über sowas aufzuregen. Ich bin mal nach einem Gig vor über 10 Jahren fast heulend aus der Halle gerannt, weil ich an dem Tag wegen einer Halsentzündung eine völlig kaputte Stimme hatte. Ich selbst fand mich grausig. Nachdem ich dann draussen beschlossen hatte nie wieder aufzutreten, mich teeren, zu federn, und sowieso alles an den Nagel zu hängen, gratulierten mir bei meiner Rückkehr in die Halle alle Leute zu dem heut ja besonders genialen Gesang. Ich war völlig verdutzt. Da dachte ich mir: "Hm wie man sich fühlt und was unten ankommt ist wohl nicht immer exakt das gleiche..." Das ist zwar kein Freibrief für ruinierte Stimmen und Spielfehler, aber wichtig ist im Endeffekt wie der Gig insgesamt bei den Leuten ankommt. Es geht nicht um grosse Kunst, sondern Unterhaltung. Einzelne Fehler, Pannen oder versaute Einsätze fallen der Masse eh nicht auf. Umgekehrt wird es kaum einer merken wenn man heute beim Gitarrensolo zum ersten mal den güldenen Ton getroffen hat. Wichtig ist letzdendlich wie die ganze Kapelle beim Mob unten ankommt - wozu sich dann aufregen, wenn die Halle nach dem Gig noch minutenlang nach ner Zugabe brüllt? Danach gabs noch reichlich Bierchen und Groupies (naja letzteres weniger) und nette Gespräche mit alten Kumpels aus dem Rockpalast. Also ich war jedenfalls zufrieden mit meinem Comeback bei Bons Balls und werde wohl wieder mal einen Krächzen.
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