Dienstag, 3. Mai 2005

Peter Knoeppel?


Zur Zeit brauchen wir nur den Fernseher abends einzuschalten und es werden einem Dokumentationen über den zweiter Weltkrieg a la "die letzten Tage im Bunker" um die Ohren gehauen. Das liegt natürlich zum einen am Jubiläum des Kriegsendes und am Erfolg des Films wie "Der Untergang". Auch wenns viele nervt - mich interessierts. Schon seit einigen Jahren hab ich für mich die Geschichte wieder entdeckt und verschlinge Bücher und viele Sendungen zum Thema.

Doch die Flut an Geschichts-Sendungen treibt mitunter auch gar fürchterbare Blüten. Wenn so manchem Historiker Guido Knopp schon mit seinen Trockeneis-inszenierten Studioaufnahmen Grund zum Aufregen gibt, dann ist das eigentlich noch gar nichts. Ich find ihn ja nicht übel, denn die Sachen sind fundiert und etwas lebendiger als früher im Telekolleg aufgezogen, also warum nicht? Gute Bücher schreibt er schliesslich auch. Aber Knopp hat einen neuen Meister gefunden: Peter Kloeppel vom informationsorientierten Fernsehsender RTL.

Man glaubt es nicht, aber RTL schwimmt seit neustem auf der Histotainment (ui welch fürchterliches Denglisch!) -Welle mit: Am Sonntag abend mit der "Doku" "Hitler - Größenwahn und Untergang", moderiert vom populären und multi-prämierten Nachrichtensprecher, den der Kölner Sender wohl als seine persönliche Guido Knopp-Kopie aufbauen will.

Allein der Anfang jagte mir Schauer über den Rücken: Knoeppel - sorry Kloeppel - schreitet bedeutungsschwanger im Führerbunker umher. An die Wände werden wahllos 2. Weltkriegs Clips gebeamt. Hauptsache es blinkt. Kloeppel von unten angestrahnl. Bedrohliche Keyboard-Musik. Der grottige Text wird mit verkünderhafter Bass-Stimme vorgetragen.

Danach gibts dann den kompletten 2. Weltkrieg in 40 Minuten, im Schnelldurchlauf in einer Sendung anhand von recht wirr zusammengefummelten Ausschnitten. Motto: Hauptsache in Farbe! (Gabs sowas nicht schonmal besser von Spiegel TV?) Dazu wieder die bedeutungsschwangere, betroffene und betont gruftige Stimme von Kloeppel. Ich bin sicher kein Historiker, aber der Text dazu kam mir ungefähr so fundiert vor wie die Formel 1-Berichterstattung auf dem gleichen Sender, in den gefürchteten Vorberichten. Da hat man wohl Synergien genutzt und die gleichen Leute die "Rot gegen Silber"-Clips schneiden dürfen jetzt beim 2. Weltkrieg ran.

Einziger Lichtblick: Die Interviews mit dem Hitler-Biografen, allerdings liess der betroffene, überzogen interessierte Kloeppel Blick dazwischen mich wiederum heftig erschauern. Kurz danach kam gottseidank eine Dokumentation von Spiegel TV, die mal wieder zeigte wie man sowas richtig macht.

RTL quält die Nation schon mit grottigen Formel 1-Sendungen, hoffen wir nur dass die Quoten mies waren und wir nicht auch noch weitere Histotainment (da isses wieder, das wort!) -Ergüsse aus Köln sehen müssen!

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